DZIF TransPhage-Net
Das Netzwerk richtet sich an alle Phagen-interessierten Wissenschaftler:innen, Ärzt:innen und Veterinärmediziner:innen in Deutschland. Die gemeinsame Plattform soll die translationale Phagenforschung und -anwendung unterstützen.
Das "DZIF Translational Phage-Netzwerk" (kurz: DZIF TransPhage-Net) hat es sich zur Aufgabe gemacht, Phagen-interessierte Wissenschaftler:innen, Ärzt:innen und Veterinärmediziner:innen in Deutschland zusammenzubringen und den Austausch mit Pharma-Produzierenden und regulatorischen Behörden zu verbessern. Auch internationale Expert:innen auf dem Gebiet der Phagenforschung sind in dem Netzwerk willkommen, um weitere Impulse einbringen zu können (Netzwerksprache: Englisch). Durch das TransPhage-Netzwerk soll eine bestmögliche Implementierung der Bakteriophagen-Forschung, ‑Entwicklung und -Therapie in Deutschland vorangetrieben werden.
Regelmäßige virtuelle und persönliche Treffen sollen die Netzwerkbildung und den Austausch über aktuelle Forschungs- und Behandlungsansätze fördern. In Kleingruppen werden zudem spezifische Themen bearbeitet.
Veranstaltungen und Aktuelles
Im Rahmen des ersten strategischen DZIF-Meetings zu „Bakteriophagen in Wissenschaft und klinischer Anwendung“, welches vom 11.-12. Juli 2022 in Frankfurt am Main stattfand, wurde der Grundstein für das DZIF TransPhage-Netzwerk gelegt. Das erste Online-Treffen des Netzwerks fand am 13.12.2022 statt.
Die nächsten Termine sind geplant für:
- 05.09.2024 (16:00 Uhr)
- 09.12.2024 (16:00 Uhr)
- 03.02.2025 (16:00 Uhr)
- 08.05.2025 (16:00 Uhr)
- 18.08.2025 (16:00 Uhr)
Scientific Steering Committee (Wissenschaftlicher Lenkungsausschuss)
Neu gewählte Mitglieder (ab April 2023)
- Wolfgang Beyer
- Sebastian Leptihn
- Carina Rohmer
- Christian Willy
Mitglieder der Startphase (~ 2 Jahre)
- Joachim Bugert (Vertreter des Konsortiums "Phage4_1Health" – https://phage4-1health.com/)
- Annika Claßen
- Li Deng
- Christine Rohde
- Maria Vehreschild
Wie werde ich Mitglied im Netzwerk?
Wir freuen uns über alle Phagen-Interessierten, die das Netzwerk bereichern wollen. Bitte füllen Sie unser Kontaktformular unten auf dieser Seite aus. Sobald das Scientific Steering Committee über Ihre Aufnahme entschieden hat, werden Sie über zukünftige Veranstaltungen und Neuigkeiten auf dem Laufenden gehalten.
DZIF Transphage Net Governance and Access Policy
Was sind Bakteriophagen?
Bakteriophagen (kurz: Phagen) sind Viren, die Bakterien gezielt abtöten können. Sie stellen eine potenziell wertvolle Ergänzung zur Antibiotikatherapie bei der gezielten Bekämpfung von Infektionskrankheiten dar. In den Ländern der ehemaligen Sowjetunion werden Phagen seit über 90 Jahren als Standard-Therapie eingesetzt. Auch in Europa gewinnen sie zunehmend als wirksames Mittel zur Bekämpfung multiresistenter Bakterien an Bedeutung.
Allerdings handelt es sich hier noch um eine experimentelle Therapieform, da Phagen nicht hinreichend in klinischen Studien getestet wurden. Erste kleinere Studien konnten keinen klaren Vorteil gegenüber der Standardtherapie zeigen, was in Expertenkreisen vor allem mit den Studienkonzepten und nicht mit der mangelnden Wirksamkeit assoziiert wird. Es liegen zahlreiche Fallberichte zu erfolgreichen individualisierten Phagen-Therapien vor.
Verabreicht in speziellen Phagencocktails – einer Mischung aus einigen wenigen Phagenspezies, die am effizientesten gegen die pathogenen Zielbakterien wirken – könnten Phagen eine sanfte Alternative zu Antibiotika sein. Einen spannenden Einblick in die Phagenforschung im DZIF erhalten Sie im Artikel „Antimikrobielle Rezepturen aus der Umwelt“ des Forschungsmagazins SYNERGIE, einer Gemeinschaftspublikation der Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung.
- Mehr Details
Phagen bestehen aus Erbmaterial und einer Proteinhülle – dem Capsid oder Phagenkopf – und können sich ohne ihren bakteriellen Wirt nicht vermehren. Die therapeutisch interessantesten und in der Biosphäre am häufigsten vertretenen Phagen gehören zur Klasse der Caudovirales. Dies sind geschwänzte Phagen mit einer meist doppelsträngigen Nukleinsäure als Erbsubstanz. Die Vielfalt in der Phagenwelt ist jedoch groß: So gibt es auch Phagen mit fädiger oder kugeliger Struktur, mit einzelsträngiger Nukleinsäure sowie solche mit RNA als Nukleinsäure.
Zu ihrer Vermehrung ist im ersten Schritt die Erkennung des jeweiligen bakteriellen Zelloberflächen-Rezeptors notwendig. Haben Phagen einen passenden Wirt gefunden, veranlassen sie ihn in einer Abfolge enzymatischer Schritte dazu, das Phagen-Erbmaterial zu vervielfältigen. Neue Viruspartikel werden Schritt für Schritt in der Bakterienzelle hergestellt und nach der Lyse des Bakteriums freigesetzt. Der gesamte geschilderte Vermehrungsablauf wird lytischer Zyklus genannt. Aufgrund ihrer Spezifität für bestimmte Bakterien stellen Phagen eine denkbare Alternative bzw. Ergänzung zu Antibiotika dar, denn sie erkennen fast immer nur Stämme einer Bakterienart. Es gibt Phagen mit breitem Wirtsspektrum, welche für therapeutische Anwendung besonders attraktiv sind, und solche mit sehr schmaler Abdeckung, die gegebenenfalls nur in seltenen Fällen zum Einsatz kommen. Die Spezifität der Phagen, aber auch die Tatsache, dass sie keine toxischen Nebenwirkungen haben, machen sie zu wichtigen Forschungsobjekten in der Biomedizin.
Die in der Biosphäre und in unserem Mikrobiom häufigeren Phagen sind jedoch nicht die oben beschriebenen obligat lytischen Caudovirales, sondern die sogenannten temperenten (oder lysogenen) Phagen, die als Prophagen in den Genomen der meisten Bakterienzellen ruhen und durch Stressfaktoren bzw. noch unbekannte Mechanismen induziert (aus dem Genom freigesetzt) werden. Diese können sich dann wie lytische Phagen verhalten oder sich wieder neu in andere Bakteriengenome integrieren. Dabei können sie unerwünschte Gene ihres vorigen Wirtes mitschleppen und sind daher therapeutisch nicht einsetzbar. Nur Genomsequenz-Analysen differenzieren zuverlässig zwischen lytischen und temperenten Phagen. Das umfangreiche Füllen spezieller Phagendatenbanken ist notwendig, um das Wissen über viele Aspekte der Phagen zu erweitern.