Start des European Vaccines Hub for Pandemic Readiness, einer neuen europäischen öffentlich-privaten Partnerschaft zur Entwicklung von Impfstoffen für die öffentliche Gesundheit

Spitzenforscherinnen und -forscher des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung maßgeblich an großem europäischem Impfstoff-Projekt beteiligt

Auftaktveranstaltung des European Vaccines Hub for Pandemic Readiness (EVH) am 22. und 23. Mai in Siena, Italien. Das EVH-Konsortium, das von der italienischen NPO Sclavo Vaccines Association koordiniert wird, umfasst elf begünstigte Institutionen und Organisationen aus sieben verschiedenen Ländern, darunter führende EU-Organisationen mit nationaler Verantwortung für die Pandemievorbereitung.

 

© Sclavo Vaccines Association

Die europäische Behörde für die Krisenvorsorge und -reaktion bei gesundheitlichen Notlagen HERA (Health Emergency Response Authority) der Europäischen Kommission unterstützt über die Europäische Exekutivagentur für Gesundheit und Digitales (European Health and Digital Executive Agency, HaDEA) die Einrichtung des „European Vaccines Hub for Pandemic Readiness (EVH)“ – ein paneuropäisches Zentrum, das die Entwicklung von Impfstoffen für die öffentliche Gesundheit vorantreiben soll.

Durch die Integration von Spitzenleistungen in der Impfstoffforschung, der Entwicklung von humanen monoklonalen Antikörpern (H-mAbs), klinischen Studien und skalierbaren Produktionsaktivitäten schafft EVH ein dynamisches und kooperatives europäisches Umfeld.

Das EVH-Konsortium besteht aus elf Begünstigten und 13 angeschlossenen und assoziierten Einrichtungen aus sieben verschiedenen Ländern, darunter führende europäische Organisationen, die direkt an der Entwicklung von Impfstoffen beteiligt und in ihren Ländern für die Pandemievorsorge zuständig sind. Das EVH-Projekt wird von der „Sclavo Vaccines Association“ koordiniert, einer gemeinnützigen Organisation mit Sitz in Siena, die sich der Förderung der Impfstoffforschung und -entwicklung widmet.

Das EVH-Projekt trägt zur Entwicklung eines vereinbarten Satzes von Pandemie-Impfstoff-Prototypen und skalierbaren Technologien durch ein Konsortium der wichtigsten EU-Impfstoff-F&E-Einrichtungen und -Hersteller bei und gewährleistet eine effektive Koordination der nationalen Impfstoff-Forschungsprogramme. Das EVH-Projekt steht im Einklang mit dem derzeitigen internationalen Konsens über die Entwicklung von Pandemie-Impfstoffen und nutzt die Erkenntnisse aus bestehenden Prototypen, um eine schnelle Auswahl und den Einsatz der am besten geeigneten Impfstoffkandidaten im Falle einer Pandemie zu ermöglichen.

Der EVH gliedert sich in vier Säulen, die die wichtigsten Aktivitäten und Infrastrukturen der Impfstoffentwicklung unterstützen, und bringt führende europäische Institutionen mit ausgeprägtem Fachwissen zusammen, die in ihren jeweiligen Ländern für die Pandemievorsorge zuständig sind. Die Säulen im Einzelnen: Säule 1 „Entdeckung“ wird von der Fondazione Biotecnopolo di Siena (Italien) geleitet, Säule 2 „Präklinische Studien“ vom Institut Pasteur (Frankreich), Säule 3 „Klinische Studien“ von Vaccinopolis (UAntwerpen, Belgien) und Säule 4 „Herstellung“ vom Deutschen Zentrum für Infektionsforschung (DZIF) (Deutschland).

Ziel des EVH ist es daher nicht nur, ein reaktionsfähiges Forschungs- & Entwicklungs-System und eine Wissensdrehscheibe zu schaffen, die leistungsstarke, führende Forschungseinrichtungen miteinander verbindet, sondern auch Impfstoffentwicklungsprojekte zu initiieren und die damit verbundenen Prozesse und Verfahren zu verfeinern. Der Schwerpunkt wird auf einer ausgewählten Gruppe von Krankheitserregern liegen, die im kürzlich veröffentlichten WHO-Bericht über die Priorisierung von Krankheitserregern (WHO Pathogens Prioritization report) für die Europäische Region als kritisch für die Pandemievorsorge eingestuft wurden. Von der Entwicklung von Prototypen bis hin zur klinischen Anwendung treibt der EVH Innovationen voran, verbessert die Kapazitäten für die klinische Bewertung und koordiniert die Bemühungen mit den Herstellern, während sie gleichzeitig die Digitalisierung der Prozesse für die Entwicklung und Verteilung von Impfstoffen optimiert.

„Der EVH ist eine transformative Initiative, die die Fähigkeit Europas stärken soll, auf künftige Gesundheitsnotfälle zu reagieren“, sagt Rino Rappuoli, wissenschaftlicher Direktor der Fondazione Biotecnopolo di Siena. „Indem wir führende Impfstoffentwickler, Biotech-Unternehmen und Universitäten aus ganz Europa zusammenbringen, werden wir Innovationen vorantreiben und strategische Autonomie in der Impfstoffforschung und -herstellung sicherstellen“.

„Das EVH-Projekt leistet einen entscheidenden Beitrag zur Verbesserung der Krisenvorsorge und des Krisenmanagements für zukünftige gesundheitliche Notlagen mit Schwerpunkt auf prioritären Erregern mit pandemischem Potenzial“, sagt Professor Dr. Isabelle Bekeredjian-Ding vom Fachbereich Medizin der Universität Marburg, die als DZIF-Koordinatorin maßgeblich an der Leitung und Koordination des EU-weiten EVH-Projekts auf nationaler Ebene beteiligt sein wird.

„Wir sind davon überzeugt, dass der European Vaccines Hub eine tragende Rolle dabei spielen wird, auf künftige Pandemien besser vorbereitet zu sein“, betont Bekeredjian-Ding. „Durch die Zusammenarbeit europäischer Spitzenforschung mit einem breiten Netzwerk aus europäischen und globalen Forschungseinrichtungen, NGOs, Behörden und Unternehmen erhoffen wir uns wichtige Vorstöße, die die Entwicklung und Produktion von Pandemieimpfstoffen nachhaltig verbessern können.“

Am 22.-23. Mai 2025 fand im Rektorat der Universität Siena, Siena, Italien, ein offizielles Kick-off-Meeting statt, mit über 160 Teilnehmenden, darunter Vertreter:innen aller am EVH-Projekt beteiligten Institutionen sowie der Europäischen Kommission und wichtiger europäischer und nationaler Behörden – darunter die europäische Behörde für die Krisenvorsorge und -reaktion bei gesundheitlichen Notlagen (HERA), die Europäische Exekutivagentur für Gesundheit und Digitales (HaDEA), die Europäische Arzneimittelagentur (EMA), Vertreter des italienischen Gesundheitsministeriums und des italienischen Ministeriums für Universitäten und Forschung. Die Veranstaltung bot Gelegenheit zu einem hochrangigen Dialog zwischen führenden Institutionen und schuf die Voraussetzungen für eine koordinierte Reaktion auf künftige Pandemiebedrohungen.

Das EVH-Projekt wird in den nächsten vier Jahren durch das EU4Health-Programm der Europäischen Union mit einem EU-Beitrag von rund 102 Millionen Euro bei geschätzten Gesamtprojektkosten von etwa 170 Millionen Euro kofinanziert. Etwa ein Fünftel des EU-Beitrags wird an deutsche Einrichtungen unter dem Dach des DZIF gehen.

Damit die Europäische Union im Falle einer Pandemie eigenständig Impfstoffe entwickeln und produzieren kann, will der EVH eine Öffentlich Private Partnerschaft (Public Private Partnership) aufbauen, in der akademische Spitzenforscherinnen und -forscher gemeinsam mit Pharma- und Biotech-Unternehmen zusammenarbeiten, um schnell und effektiv auf künftige Krisen reagieren zu können.

„Der EVH zeigt, dass das DZIF mit seinen translationalen Forschungsbereichen und Infrastrukturen zur Spitze in der Infektionsmedizin in Europa gehört. Ich freue mich sehr, dass diese im DZIF auf nationaler Ebene gebündelte Expertise in ein europaweites Projekt einfließen kann“, sagt Prof. Dr. Dirk Busch, Vorstandsvorsitzender des DZIF.

Expertise, Infrastrukturen und Kompetenzen

Dank seiner exzellenten wissenschaftlichen Expertise und einer leistungsfähigen Forschungsinfrastruktur im Bereich der translationalen Impfstoffforschung konnte das DZIF erfolgreich europäische Fördermittel für den Aufbau des European Vaccines Hub einwerben. Mit einem starken Verbund aus herausragenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sowie spezialisierten Einrichtungen schafft das DZIF die Voraussetzungen, um einen maßgeblichen Beitrag in diesem EU-weiten Projekt zu leisten.

Das DZIF bringt in das Vorhaben umfangreiche Kompetenzen ein – unter anderem aus den Bereichen Impfstoff- und Antikörperplattformen, präklinische Entwicklung, Immunmonitoring, Arbeiten unter Hochsicherheitsbedingungen (BSL-4), Durchführung von klinischen Studien, sowie in den Bereichen Datenmanagement und regulatorische Unterstützung.

Der European Vaccines Hub wird als zentrale Plattform die europäische Impfstoffentwicklung langfristig stärken. Durch die enge Zusammenarbeit von akademischer Forschung, klinischer Expertise und regulatorischem Know-how sollen tragfähige Strukturen geschaffen werden, um Innovationen effizient in die Anwendung zu überführen. Das DZIF und seine Partner leisten damit einen wichtigen Beitrag zur Gesundheitsversorgung in Europa und zur weltweiten Pandemievorsorge.

Das Projekt hat sich über einen Zeitraum von vier Jahren eine Finanzierung in Höhe von 102 Millionen Euro gesichert. Rund 21 Millionen Euro gehen an deutsche Einrichtungen unter dem Dach des DZIF. Die Förderung erfolgt im Rahmen des EU4Health-Programms, das als Reaktion auf die COVID-19-Pandemie ins Leben gerufen wurde und die Krisenvorsorge der EU stärken soll. Der EVH soll zukünftig eng mit der während der Pandemie gegründeten europäischen Pandemiebereitschaftsbehörde HERA (Health Emergency Preparedness and Response Authority) zusammenarbeiten und Prioritäten festlegen.

Inhaltliche Struktur des European Vaccines Hub

Der EVH basiert auf den folgenden vier Säulen: 

  1. Plattformtechnologien (für die Entwicklung von Impfstoffen und monoklonalen Antikörpern) 
  2. Präklinische Studien (Tiermodelle und in vitro-Studien)
  3. Klinische Studien (Phasen I und II, Impfstoffimmunologie)
  4. Herstellung und Regulierung

Verschiedene Akteure arbeiten in einer oder mehreren Säulen zusammen.

Das DZIF übernimmt im European Vaccines Hub die Leitung einer der vier zentralen Säulen – Herstellung und Regulierung – und ist an fast allen Arbeitspaketen direkt beteiligt. In mehreren Arbeitspaketen übernimmt das DZIF die federführende Verantwortung, in anderen bringt es seine umfassende Expertise als aktiver Partner ein und leistet einen wesentlichen Beitrag zur Umsetzung der Projektziele.

Organisationsstruktur

Koordiniert wird der European Vaccines Hub von der Non-Profit-Organisation Sclavo Vaccines Association in Siena. Folgende Institutionen sind als Partner beteiligt:

  • Fondazione Biotecnopolo di Siena und Università degli Studi di Siena (Italien)
  • Institut Pasteur (Frankreich)
  • Universiteit Antwerpen (Belgien)
  • Deutsches Zentrum für Infektionsforschung (DZIF) (Deutschland)
  • Zentrum für Pandemie-Impfstoffe und -Therapeutika (ZEPAI) beim Paul-Ehrlich-Institut (PEI) (Deutschland)
  • Academisch Ziekenhuis Leiden (Niederlande)
  • Norwegian Institute of Public Health (NIPH) (Norwegen)
  • Instituto de Biologia Experimental e Tecnológica (iBET) (Portugal)
  • Université libre de Bruxelles (Belgien)

Unter der Leitung des DZIF sind in Deutschland folgende DZIF-Mitgliedseinrichtungen an dem Projekt beteiligt: 

  • Philipps-Universität Marburg
  • Helmholtz Munich
  • Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung
  • LMU Klinikum München
  • Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
  • Technische Universität München
  • Uniklinik Köln
  • Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
  • Eberhard Karls Universität Tübingen

Darüber hinaus bringen die Teams der DZIF-Produktenwicklung (PDU) – das Translational Project Management Office (TPMO) und das Office for Scientific and Regulatory Advice (OSRA) – ihre Expertise aus verschiedenen Bereichen der Impfstoffentwicklung in das Projekt ein.

Wissenschaftlicher Kontakt:
Prof. Dr. Isabelle Bekeredjian-Ding
Fachbereich Medizin
Philipps-Universität Marburg
Tel.: 06421 28-63867
E-Mail: isabelle.bekeredjian-ding@uni-marburg.de 

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