„Chris McGuigan Drug Discovery Award“ für Heidelberger Virologen Stephan Urban
Prestigeträchtiger Preis für Entwickler des ersten zugelassenen Medikamentes gegen Hepatitis D
Prof. Dr. Dr. h.c. Stephan Urban, DZIF-Professor für „Translationale Virologie“ an der Medizinischen Fakultät der Universität Heidelberg, wurde am 18. September mit dem „McGuigan Award for Distinguished Work in Drug Discovery“ ausgezeichnet. Der mit 10.000 britischen Pfund dotierte Preis würdigt Urbans herausragende wissenschaftliche Leistungen und die wegweisende Entwicklung eines Wirkstoffs gegen Hepatitis B und D – eine erfolgreiche Translation vom Labor in die klinische Anwendung.
Prof. Dr. Dr. h.c. Stephan Urban ist ein Durchbruch in der Hepatitis-Forschung zu verdanken. Ein von ihm federführend entwickeltes Medikament hilft seit einigen Jahren Menschen mit Hepatitis D. „Hepcludex©“ hindert den Eintritt der Hepatitis-D- und B-Viren in die Leberzellen und schützt erstmals Patientinnen und Patienten wirksam vor einem Fortschreiten der Lebererkrankungen. Urban hatte zunächst das Ziel, die molekularen Abläufe bei Infektionen mit Hepatitis-B-Viren (HBV) und Hepatitis-D-Viren (HDV) aufzuklären. Dabei fand er heraus, dass ein Protein-Bestandteil aus der Virushülle an einen bis zu dieser Zeit noch unbekannten Rezeptor auf der Leberzelle bindet.
Urban und sein Team stellten diese Teile des Hüllproteins künstlich im Labor her und schafften es, damit den Rezeptor zu blockieren und zu verhindern, dass die Hepatitis-B- und -D-Viren in die Zelle eindringen. Die antivirale Wirkung bestätigte sich in experimentellen und schließlich in klinischen Studien. Der Wirkstoff „Bulevirtide“ wurde unter dem Namen „Hepcludex©“ in Europa als erstes Medikament zur Behandlung der chronischen HDV-Infektion zugelassen, zunächst 2020 konditional und schließlich 2023 endgültig.
Werdegang und Forschungsschwerpunkte von Prof. Dr. Dr. h.c. Stephan Urban
Prof. Urban schloss 1991 sein Diplom in Biochemie an der Universität Tübingen ab und promovierte 1995 bei Prof. Dr. P.H. Hofschneider am Max-Planck-Institut für Biochemie in Martinsried. Anschließend forschte er als Postdoktorand am Zentrum für Molekularbiologie (ZMBH) der Universität Heidelberg bei Prof. Dr. H. Schaller. Nach seiner Postdoc-Zeit wurde er unabhängiger Gruppenleiter, finanziert durch die Chica & Heinz Schaller Foundation, und erhielt 2008 eine Assistenzprofessur an der biologischen Fakultät. Zwischen 2008 und 2012 übernahm er die Koordination des Netzwerks „Innovative Therapien“ unter der Ägide des BMBF (heute: BMFTR).
Seit 2014 bekleidet Urban die erste DZIF-Vollprofessur für Translationale Virologie des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung (DZIF). Derzeit leitet Professor Urban die Translationale Virologie in der Abteilung für Molekulare Virologie am Zentrum für Infektiologie der Universität Heidelberg und co-koordiniert die Forschung zu Infektionen mit Hepatitisviren im DZIF-Forschungsbereich „Hepatitis“.
Die Forschungsschwerpunkte von Professor Urban umfassen die molekularen Mechanismen der Interaktion von Hepatitis-B- und Hepatitis-D-Viren mit ihren Wirtszellen, insbesondere die frühen Schritte der Virusinfektion. Weitere Arbeitsfelder sind die Identifizierung von Hepadnavirus-Rezeptoren, die strukturelle Analyse von Virus-Rezeptor-Interaktionen, die Entwicklung innovativer Zellkultursysteme für HBV und HDV, die Erforschung hepatotroper, also vorzugsweise die Leber betreffender Wirkstoffe zur Behandlung von Lebererkrankungen sowie die Untersuchung der angeborenen Immunantwort gegen HBV und HDV. Für seine wissenschaftlichen Leistungen wurde Professor Urban bereits mehrfach hochdotiert ausgezeichnet.
Weitere Informationen: Chris McGuigan Drug Discovery Awards; Pressemeldung des Universitätsklinikums Heidelberg