Forschung zu Antibiotika-Alternativen gewinnt Galenus-von-Pergamon-Preis

DZIF-Forschende der Uniklinik Köln wurden in der Kategorie "Grundlagenforschung" ausgezeichnet.

Dr. Alexander Simonis (Mitte) und Prof. Dr. Florian Klein (zweiter von rechts) nahmen die Auszeichnung entgegen. Ihre ebenfalls ausgezeichneten Kollegen, Prof. Dr. Jan Rybniker und PD Dr. Christoph Kreer, waren bei der Preisgala nicht anwesend. Überreicht wurde der Preis von Prof. Thomas Eschenhagen (zweiter von links). Die Moderation der Gala übernahmen Yve Fehring (links) und Matthias Gabriel (rechts).

© Springer Medizin Verlag/Marc-Steffen Unger

Antikörper gegen Virulenzfaktoren von Pseudomonas aeruginosa könnten in Zukunft eine Alternative zu Antibiotika darstellen. Für ihre Forschungsarbeiten in diesem Bereich erhalten DZIF-Wissenschaftler an der Uniklinik Köln den Galenus-von-Pergamon-Preis 2025 für Grundlagenforschung. 

Die Forscher haben einen Antikörper entwickelt, der sich gegen den Krankenhauserreger Pseudomonas aeruginosa richtet. Dieses Bakterium verursacht häufig schwere Infektionen und entwickelt Antibiotikaresistenzen. Der Antikörper stellt eine Alternative zu Antibiotika dar, ohne selbst ein Antibiotikum im klassischen Sinne zu sein. Dies sei ein Grund, warum sich das Kölner Team bestehend aus Jan Rybniker, Florian Klein, Alexander Simonis und Christoph Kreer gegen acht nominierte Forschungsgruppen durchgesetzt habe, erklärte Prof. Dr. Thomas Eschenhagen, Galenus-Juror und Direktor des Instituts für Pharmakologie der Universität Hamburg. Insgesamt gab es in diesem Jahr drei nominierte Gruppen aus dem Bereich Antibiotikaresistenz. „Das ist kein Wunder, Antibiotikaresistenzen gehören zu den großen Problemen der Medizin“, so Prof. Eschenhagen.

Antikörper aus chronisch infizierten Patient:innen isoliert

Die DZIF-Wissenschaftler Prof. Dr. Jan Rybniker und Prof. Dr. Florian Klein an der Uniklinik Köln haben gemeinsam mit ihren Teams aus chronisch infizierten Patientinnen und Patienten Antikörper isoliert und charakterisiert, die auf die Virulenz des Bakteriums abzielen. Das Team testete die Antikörper im Mausmodell. Dort unterdrückten sie das Wachstum der Bakterien ähnlich effektiv wie klassische Antibiotika und wirkten auch gegen resistente Stämme. Die Forschungsarbeit habe die Jury überzeugt, weil sie besonders innovativ und kliniknah sei, erklärte Prof. Eschenhagen: „Die Gruppe treibt die klinische Entwicklung sehr aktiv voran, daher sehen wir eine Perspektive für eine relativ zeitnahe Anwendung am Patienten.“

Die Preisträger sind sich sicher, dass sie mit ihrer Forschung eine neue Grundlage gegen mikrobielle Antibiotika-Resistenzen schaffen werden. Ihre bisherigen Ergebnisse haben gezeigt, dass es auch andere Therapiemodalitäten gegen bakterielle Krankheitserreger gibt. Die Erkenntnisse ließen sich womöglich auch auf andere bakterielle Erreger übertragen.

Fokus auf Typ-III-Sekretionssystem (T3SS)

Die Kölner Forschungsteams um Prof. Rybniker, Dr. Simonis, Prof. Klein und PD. Dr. Christoph Kreer arbeiten an einer alternativen Behandlung von P.-aeruginosa-Infektionen. Im Mittelpunkt steht dabei das sogenannte Typ-III-Sekretionssystem (T3SS). Dieses kann über das Protein PcrV bakterielle Toxine direkt in Wirtszellen injizieren. Ausgangspunkt der Arbeit war das Blutplasma chronisch Infizierter, das eine hohe inhibitorische Aktivität gegen PcrV aufwies. Aus dem Plasma wurden spezifische B-Zellen isoliert. Mittels Einzelzell-Analyse gelang es dann, humane monoklonale Antikörper (mAb) gegen PcrV zu gewinnen. In Versuchen mit Mäusen zeigte sich, dass diese Antikörper sowohl die Anzahl der Bakterien als auch die Schäden am Lungengewebe verringerten – ähnlich effektiv wie klassische Antibiotika. Außerdem wirkten sie auch bei besonders resistenten P.-aeruginosa-Stämmen schützend.

Erste Tests zur Gewebeverträglichkeit („Tissue-Cross-Reactivity“) zeigten keine unerwünschten Reaktionen – ein bekannter Vorteil vollständig humaner mAb. In pharmakokinetischen Studien zur Wirkdauer im Körper zeigte sich eine lange Halbwertszeit der mAb, was auch eine prophylaktische Anwendung ermöglichen könnte. Eine klinische Phase-I-Studie wird im Rahmen des DZIF-Projekts PANTIPA vorbereitet, an dem Jan Rybniker, Alexander Simonis und Florian Klein beteiligt sind.

Quellen: Pressemitteilungen der Uniklinik Köln und SpringerMedizin

Über den Galenus-von-Pergamon-Preis

Der Galenus-von-Pergamon-Preis gilt als ein renommierter Wissenschaftspreis für pharmakologische Forschung in Deutschland. Er wird seit 1985 vergeben und von der Springer Medizin Verlag GmbH im Namen einer internationalen Stiftergemeinschaft medizinischer Fachverlage ausgelobt. Benannt ist die Auszeichnung nach dem Arzt Galenos von Pergamon (2. Jahrhundert n. Chr.). Seit 2009 erfolgt die Preisverleihung jährlich. Die Preisträgerinnen und Preisträger werden von einem unabhängigen Gremium aus zwölf bis 16 renommierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ausgewählt.

Der Preis wird in zwei Hauptkategorien verliehen:

  • Arzneimittelinnovationen: Auszeichnung eines in Deutschland zugelassenen, besonders innovativen Medikaments; seit 2009 unterteilt in Primary Care und Specialist Care, seit 2014 zusätzlich in Orphan Drugs.
  • Grundlagenforschung: Medaille und 10.000 Euro Preisgeld für herausragende Forschungsleistungen in der experimentellen oder klinischen Pharmakologie außerhalb der pharmazeutischen Industrie.

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