Internationale Empfehlungen für nicht-tuberkulöse Mykobakterien

Computertomographie des Brustkorbs bei einer Patientin mit einer kavernösen (Pfeil)  Infektion der rechten Lunge durch Mycobacterium avium.

© FZ Borstel

Nach 13 Jahren hat ein Expertengremium neue Empfehlungen für die Behandlung von Patienten mit nicht-tuberkulösen Mykobakterien (NTM) herausgegeben. Der Bedarf für aktuelle Handlungsempfehlungen ist groß, denn in den letzten Jahren hat das Auftreten von Lungenerkrankungen durch NTMs in Deutschland und anderen europäischen Ländern deutlich zugenommen. Für die European Respiratory Society (ERS) war Professor Christoph Lange vom Forschungszentrum Borstel und dem Deutschen Zentrums für Infektionsforschung (DZIF) beteiligt.

Sie sind die Cousins und Cousinen der Tuberkulosebakterien und können – müssen aber nicht – Infektionskrankheiten beim Menschen hervorrufen. Um sie von den Tuberkulosebakterien abzugrenzen, nennt man sie „Nicht-tuberkulöse Mykobakterien“ kurz NTMs. Annähernd 200 verschiedene Arten und Unterarten sind bekannt. Betroffen sind vor allem Patientinnen und Patienten mit sog. Bronchiektasen (Erweiterung der Atemwege). Zu den häufigsten Erregern gehören Mycobacterium avium complex, Mycobacterium kansasii, Mycobacterium xenopi und Mycobacterium abscessus. Anders als bei Tuberkulose ist eine Ansteckungsgefahr bei den nicht-tuberkulösen Mykobakterien praktisch nicht bekannt. Nicht selten kommt es zu chronischen Verläufen der Infektion.

„In manchen Ländern gibt es inzwischen mehr Erkrankungen durch NTMs als durch Tuberkulosebakterien“, erklärt Christoph Lange, Klinischer Direktor am FZ Borstel. „Wann, wie und wie lange man die Betroffenen behandelt, ist dabei nicht immer so ganz klar.“ Internationale Empfehlungen zur Behandlung bei Lungenerkrankungen durch NTMs, die eher auf Expertenmeinungen als auf wissenschaftlicher Evidenz basierten, wurden zuletzt im Jahr 2007 publiziert. „Es war höchste Zeit für neue Leitlinien“, betont Christoph Lange.

Nun hat ein Expertengremium der führenden internationalen Fachgesellschaften für Infektionskrankheiten und Lungenheilkunde (ATS, ERS, ESCMID, IDSA) eine neue, Evidenz-basierte Leitlinie für die Behandlung von Patientinnen und Patienten mit den häufigsten NTM-Erregern erstellt. Hierzu wurde nach dem Verfahren der Evidenz-basierten Medizin mit sog. PICO-Fragen (Population, Intervention, Comparison, Outcome) vorgegangen.  Die neuen Empfehlungen basieren auf umfangreichen systematischen Literaturrecherchen und wurden nach der aktuellen wissenschaftlichen Evidenzlage benotet. Insgesamt werden einunddreißig Empfehlungen zur Behandlung der NTM-Lungenerkrankungen gegeben. Die neue Leitlinie ist zur Verwendung durch medizinisches Fachpersonal bestimmt, welches Patienten mit NTM-Lungenkrankheiten betreut, einschließlich Spezialisten für Infektionskrankheiten und Lungenkrankheiten.

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