World AMR Awareness Week vom 18. bis 24. November: Gemeinsam antimikrobielle Resistenzen verhindern

DZIF-Forschende arbeiten an Lösungen für neue Präventionsmaßnahmen, Diagnostika, Antibiotika und andere antimikrobielle Wirkstoffe.

Vom 18. bis 24. November will die von der WHO ausgerufene „World AMR Awareness Week“ (WAAW) als weltweite Kampagne auf die nahezu pandemische Zunahme von Infektionen mit resistenten mikrobiellen Erregern aufmerksam machen. Antimikrobielle Resistenz (AMR) tritt auf, wenn Bakterien, Viren, Pilze oder Parasiten nicht mehr auf antimikrobielle Wirkstoffe ansprechen. Infolge der Arzneimittelresistenz werden Antibiotika und andere antimikrobielle Mittel unwirksam, und Infektionen lassen sich nur noch schwer oder gar nicht mehr behandeln, was das Risiko schwerer Erkrankungen, ihrer Ausbreitung und des Todes erhöht. Schätzungen zufolge starben allein 2019 mehr als 1,2 Millionen Menschen an einer Infektion mit einem Antibiotika-resistenten Erreger. Laut Prognosen der WHO könnte diese Zahl bis zum Jahr 2050 auf zehn Millionen steigen, sofern keine neuen Maßnahmen zur Bekämpfung der Resistenzentwicklung und -verbreitung ergriffen werden.

Das Motto des WAAW 2023: "Gemeinsam antimikrobielle Resistenz verhindern" hat sich auch das Deutsche Zentrum für Infektionsforschung (DZIF) groß auf seine Fahnen geschrieben. Der Forschungsbereich „Antibiotika-resistente und mit dem Gesundheitswesen assoziierte bakterielle Infektionen“ widmet sich schwerpunktmäßig der Prävention und Therapie von Infektionen mit multiresistenten Bakterien. Auch in den weiteren Forschungsbereichen des DZIF gibt es Projekte und Arbeitsgruppen, die an Lösungen gegen die zunehmende Bedrohung durch AMR arbeiten.

Im Folgenden haben wir einige aktuelle DZIF-Forschungsbeispiele und -Expertinnen bzw. -Experten aus unterschiedlichen Forschungsbereichen für Sie zusammengestellt.

Mit DZIF-Forschenden ins Gespräch kommen: Forschungsbeispiele und Presse-Kontakte

Mit BTZ-043 multiresistente Tuberkuloseerreger behandeln

Die Zunahme resistenter Bakterien führt auch bei der Therapie von Tuberkulose zu beträchtlichen Herausforderungen. Die Erkrankung ist die weltweit häufigste Todesursache, die durch eine bakterielle Infektion verursacht wird. Mit BTZ-043 entwickeln Forschende im DZIF und im Konsortium UNITE4TB einen neuen Wirkstoff, der bereits klinisch getestet wird. In Kombination mit weiteren Antibiotika könnte BTZ-043 wichtige neue Behandlungsoptionen eröffnen.

Prof. Dr. Michael Hölscher (LMU Klinikum München)

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Corallopyronin A als Antibiotikum gegen Wurmerkrankungen und multiresistente Bakterien

Corallopyronin A (CorA) ist ein Antibiotikum aus Bodenbakterien, das biotechnologisch gewonnen wird. Das Wirkspektrum von CorA umfasst symbiotische Endobakterien bei tropischen Wurmerkrankungen, Erreger von sexuell-übertragenen Infektionen wie Gonokokken, die auf der Prioritätenliste der WHO weit oben stehen, sowie multiresistente Bakterien. Die translationale Forschung befindet sich derzeit in der Endphase der präklinischen Erprobung; die erste klinische Testung (Phase I) soll 2025/2026 erfolgen.

Dr. Andrea Schiefer und Prof. Dr. Achim Hörauf (Universitätsklinikum Bonn – https://www.microbiology-bonn.de/)

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Clovibactin als neuer Wirkstoff im Rennen gegen resistent gewordene Bakterien

Ein neuer hochwirksamer Wirkstoff namens Clovibactin attackiert die Zellwand von Bakterien, einschließlich zahlreicher multiresistenter Krankheitserreger. Clovibactin könnte zukünftig eine wichtige Rolle insbesondere bei der Behandlung von Infektionen mit grampositiven Bakterien spielen. DZIF-Forschende haben den genauen Wirkmechanismus aufgeklärt.

Prof. Dr. Tanja Schneider (Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn)

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Von der Bodenprobe in die Apotheke? Auf der Suche nach neuen Wirkstoffkandidaten

Am Helmholtz-Institut für Pharmazeutische Forschung Saarland (HIPS) wird mit Hochdruck nach neuen Antibiotika gefahndet. Mögliche Kandidaten befinden sich unter Umständen direkt vor unserer Haustür. Aus Bodenbakterien gewonnene Naturstoffe wie Chlorotonil A könnten zu wichtigen neuen Therapieoptionen im Rennen gegen die zunehmenden Resistenzen werden.

Prof. Dr. Rolf Müller (HIPS und Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung)

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Mit EVREA-Phage und TransPhage-Net die Phagenforschung und -anwendung vorantreiben

Bakteriophagen stellen eine denkbare Alternative beziehungsweise Ergänzung zu Antibiotika dar. Ein Team um Christine Rohde entwickelt in dem Projekt EVREA-Phage eine Phagentherapie speziell für immunsupprimierte Patientinnen und Patienten.

Dr. Christine Rohde und Dr. Johannes Wittmann (Leibniz-Institut DSMZ–Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen)

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Das Netzwerk „DZIF TransPhage-Net“ will zur Vernetzung von Phagenforschenden unterschiedlicher Fachgebiete beitragen und so die translationale Phagenforschung und -anwendung unterstützen.

Dr. Annika Claßen (Uniklinik Köln) und Dr. Simone Lieberknecht-Jouy (Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt)

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Mit HY-133 gegen Staphylococcus aureus

An den Universitäten Tübingen und München wird gemeinsam mit der Firma HyPharm GmbH an der Entwicklung von HY-133 gearbeitet, um dem gefürchteten Bakterium Staphylococcus aureus wirkungsvoll begegnen zu können. HY-133 ist ein hochwirksames Protein aus Bakteriophagen, das diesen häufig in der Nasenhöhle vorkommenden Erreger gezielt abtöten soll.

Prof. Dr. Andreas Peschel (Eberhard Karls Universität Tübingen)

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Diagnostischer Schnelltest für multiple Resistenzen gegen wichtiges Reserveantibiotikum

Eine möglichst schnelle und gezielte Diagnostik von Resistenzen ist wichtig, um geeignete Antibiotikatherapien zu bestimmen und die Ausbreitung von Antibiotikaresistenzen einzuschränken. „RESIST ACINETO“ kann gleichzeitig vier Resistenzfaktoren gegen das klinisch bedeutende Antibiotikum Carbapenem nachweisen und ist als Schnelltest bereits käuflich zu erwerben.

Dr. Alexander Klimka (Universität zu Köln)

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Gemeinsam forschen: Nationale und internationale Kooperationen

Die Verbreitung von resistenten Erregern wird nicht durch Ländergrenzen gestoppt. Auch die Forschung sollte grenzübergreifend stattfinden, um gemeinsam gegen zunehmende mikrobielle Resistenzen vorzugehen. Das DZIF beteiligt sich an verschiedenen Kooperationen, um den Herausforderungen durch AMR zu begegnen.

Als Gründungsmitglied des Incubator for Antibacterial Therapies in Europe (INCATE) arbeitet das DZIF gemeinsam mit Partnern aus dem akademischen, industriellen und öffentlichen Sektor daran, die Entwicklung neuer antibakterieller Therapien voranzutreiben.

Auch in dem Deutschen Netzwerk gegen Antimikrobielle Resistenzen (DNAMR) ist das DZIF vertreten. Ziel des im vergangenen Jahr gegründeten DNAMR ist es, durch eine sinnvolle Kombination von Forschungsförderung und Marktanreizen die Entwicklung, Umsetzung und Anwendung neuer Wirkstoffe zu beschleunigen.

Dr. Timo Jäger (DZIF-Geschäftsführer)

Mehr zu INCATE

Mehr zum DNAMR

 

Bitte kontaktieren Sie die Forschenden direkt über die hinterlegten Kontaktinformationen (alle Anfragen möglichst auch in Cc an presse@dzif.de). Wir bitten, bei Nennung in Interviews und Texten, auch online, das DZIF als Quelle zu erwähnen.

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