NUTRI-TB – Verbesserung des Ernährungszustands zur Erkennung von Tuberkulose
Unterernährung ist ein wichtiger, bislang jedoch wenig erforschter Risikofaktor für Tuberkulose. Schätzungen zufolge ist sie für mehr Krankheitsfälle verantwortlich als HIV oder Diabetes. Bisherige Erkenntnisse beruhen überwiegend auf dem Body-Mass-Index (BMI), der jedoch nur eingeschränkt aussagekräftig ist, um den Ernährungszustand zu beurteilen. Im Rahmen dieser Proof-of-Concept-Studie wird der Zusammenhang zwischen Ernährung und Tuberkulose anhand von Proben und Längsschnittdaten aus der ERASE-TB-Kohorte untersucht. Diese umfasst mehr als 2.000 Haushaltskontakte von Tuberkulosepatientinnen und -patienten in Simbabwe, Tansania und Mosambik. Ziel der Studie ist es, den Ernährungszustand der Teilnehmenden zu Beginn der Untersuchung zu charakterisieren und den Zusammenhang zwischen Ernährung und dem Auftreten von Tuberkulose zu bewerten. Außerdem soll die Entwicklung des Ernährungszustands bei Personen, die an Tuberkulose erkranken, mit jener von Personen verglichen werden, die gesund bleiben. Die Studie wird wesentliche Erkenntnisse über die Rolle der Ernährung für das Tuberkuloserisiko und den Krankheitsverlauf liefern.
Warum Ernährung bei Tuberkulose so wichtig ist
Ernährung ist eine grundlegende Voraussetzung für Gesundheit und spielt eine zentrale Rolle bei der Abwehr von Infektionen. Unterernährung gilt als einer der wichtigsten Risikofaktoren für Tuberkulose (TB), wurde jedoch bisher wenig erforscht. Sie ist für mehr als doppelt so viele TB-Erkrankungen verantwortlich wie andere bekannte Risikofaktoren wie HIV oder Diabetes. Schätzungen zufolge sind etwa 15 Prozent aller TB-Fälle auf Unterernährung zurückzuführen – im Vergleich zu 7,6 Prozent im Zusammenhang mit HIV.
Tuberkulose und Unterernährung treten häufig gemeinsam auf und beeinflussen sich gegenseitig. Diese enge Wechselwirkung erschwert es, eindeutige Kausalzusammenhänge zu identifizieren und zu verstehen, in welche Richtung der Zusammenhang verläuft.
Warum der BMI allein nicht aussagekräftig ist
Zur Beurteilung des Ernährungszustands wird häufig der Body-Mass-Index (BMI) herangezogen. Obwohl dieses Maß einfach, kostengünstig und nicht invasiv ist, liefert es nur begrenzt aussagekräftige Ergebnisse. Eine verringerte Nahrungsaufnahme spiegelt sich erst zeitverzögert im BMI wider, und die Werte korrelieren nur schwach mit biochemischen oder immunologischen Markern von Unterernährung. Der überwiegende Teil bisheriger Studien zum Zusammenhang zwischen Ernährung und Tuberkulose stützt sich ausschließlich auf den BMI.
Das Projekt NUTRI-TB setzt hier an und untersucht den Einfluss von Mikronährstoffmangel und weiteren biochemischen Markern für Mangelernährung auf das Risiko, an Tuberkulose zu erkranken.
Wie die Studie durchgeführt wird
NUTRI-TB nutzt Daten und Proben aus der von der European and Developing Countries Clinical Trials Partnership (EDCTP) geförderten ERASE-TB-Kohorte. Diese prospektive Längsschnittstudie wird in Simbabwe, Tansania und Mosambik durchgeführt und zielt auf die Entwicklung und Validierung neuer Diagnoseverfahren für Tuberkulose ab.
Insgesamt wurden 2.109 Haushaltskontakte von Personen mit mikrobiologisch bestätigter Lungentuberkulose in die Studie eingeschlossen. Die Teilnehmenden werden über einen Zeitraum von 24 Monaten alle sechs Monate nachuntersucht. Bei jedem Besuch erfolgen eine Untersuchung auf Tuberkulose, Blutprobenentnahmen zur Lagerung in einer Biobank sowie anthropometrische Messungen.
Diese umfangreiche Datengrundlage bietet eine einzigartige Gelegenheit, den Ernährungszustand zu Beginn der Studie, seine Veränderungen im Verlauf sowie den Zusammenhang zwischen Ernährung und dem Auftreten von Tuberkulose zu analysieren.
Die drei Arbeitspakete von NUTRI-TB
Die Proof-of-Concept-Studie NUTRI-TB gliedert sich in drei Arbeitspakete, die auf den im Rahmen von ERASE-TB gesammelten Daten und Proben basieren.
- Arbeitspaket 1: Beschreibung des Ernährungszustands der Haushaltskontakte von Tuberkulosepatientinnen und -patienten zum Zeitpunkt der Diagnose des Indexfalls
- Arbeitspaket 2: Analyse des Zusammenhangs zwischen Ernährungsstatus und dem Auftreten von Tuberkulose bei Haushaltskontakten
- Arbeitspaket 3: Vergleich der Ernährungsverläufe von Personen, die an Tuberkulose erkranken, mit denen, die gesund bleiben
Welche Erkenntnisse NUTRI-TB liefern wird
Durch die Untersuchung verschiedener Marker des Ernährungszustands und deren Beziehung zu Tuberkulose liefert NUTRI-TB neue wissenschaftliche Grundlagen zum Verständnis der Wechselwirkung zwischen Ernährung und Infektionskrankheiten.
Die Ergebnisse können dazu beitragen,
- gezielte Ernährungsmaßnahmen zur Prävention von Tuberkulose zu entwickeln,
- die TB-Diagnostik durch Kombination von Ernährungsbiomarkern mit anderen Parametern zu verbessern und
- Behandlungsergebnisse durch begleitende Ernährungsunterstützung zu optimieren.
Damit leistet NUTRI-TB einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Tuberkuloseprävention und -therapie in Regionen mit hoher Krankheitslast.