Projekt

Dialysepatienten besser vor Lungenentzündung schützen

Kurzbeschreibung

Fortgeschrittene Nierenerkrankungen gehören zu den häufigsten chronischen Erkrankungen in Deutschland. Bei den betroffenen Dialysepatienten ist das Immunsystem geschwächt und die Infektionsanfälligkeit erhöht: Lungenentzündungen infolge von Pneumokokken zählen zu den häufigsten Todesursachen, obwohl die Patienten dagegen geimpft werden. Warum die Wirkung der Schutzimpfung bei dieser Patientengruppe vermindert ist, ist bisher ungeklärt. Die multizentrische Beobachtungsstudie DOPPIO (Duration of protection from pneumonia after pneumococcal vaccination in hemodialysis patients) untersucht, wie Dialysepatienten auf die Impfung ansprechen. Das Ziel der Studie ist ein verbesserter, individualisierter Impfschutz.

Chronische Erkrankungen zählen zu den Hauptursachen für Arbeitsausfall, Mortalität und erhöhte Kosten im deutschen Gesundheitssystem. Infektionskrankheiten bei chronisch kranken Patienten stellen eine große Herausforderung dar. Viele durch Infektionen ausgelöste Komplikationen sind durch Impfungen vermeidbar. Lungenentzündungen zählen zu den häufigsten Todesursachen bei Hämodialysepatienten. Für diese Patienten empfiehlt das Robert Koch-Institut eine Impfung gegen Pneumokokken, einen Erreger der Lungenentzündung, die alle sechs Jahre durchgeführt werden sollte. Einige Studien stellen diese Empfehlung jedoch in Frage, da in dieser Patientengruppe bereits deutlich vor Ablauf der Sechs-Jahresfrist ein Rückgang der schützenden Antikörper beobachtet wurde. Aus diesem Grund sind weitere Studien auf diesem Gebiet notwendig.

Die DOPPIO-Studie wird zusammen mit dem Kuratorium für Dialyse und Nierentransplantation e.V. (KfH) durchgeführt, einer gemeinnützigen Organisation mit Zugang zu deutschlandweit über 18.500 Hämodialysepatienten in 200 angeschlossenen ambulanten Nierenzentren. DOPPIO wurde dafür mit dem „Qualität in der Nephrologie“ (QiN)-Register des KfH vernetzt, welches zu den größten Qualitätsprogrammen für chronisch Kranke im deutschen und europäischen Gesundheitswesen zählt. Die Studie untersucht die Häufigkeit einer Pneumonie und die Antikörpertiter kürzlich geimpfter Patienten im Vergleich zu Patienten, deren letzte Pneumokokken-Impfung bereits länger als zwei Jahre zurückliegt.

Die Studienpatienten werden in den niedergelassenen Praxen des KfH für die Studie rekrutiert, während die DZIF-Studienzentren die Analyse der gebildeten Antikörper koordinieren und eine zweijährige Nachsorge zur Dokumentation von Lungenentzündungen durchführen. Rekrutierungsstart war im Dezember 2017, bis Ende Mai 2019 sollen 884 PatientInnen für die Studie gewonnen werden. Bereits zu diesem Zeitpunkt der Studie zeigt sich, dass allein durch die Durchführung von DOPPIO und die damit verbundene Sensibilisierung der Patienten eine deutliche Verbesserung der Impfrate erreicht wird:  Etwa 85% der Patienten werden erst kurz vor Studienbeginn geimpft, viele davon erstmalig. Die Studie sollte daher nicht nur zu einem besseren Infektionsschutz gegen Pneumokokken in diesem Patientenkollektiv führen, sondern generell das Verständnis für Impfungen bei chronisch kranken Patienten verbessern.

Artikel zum Projekt